Hexenverfolgungen sind ein Phänomen des späten Mittelalters und besonders der frühen Neuzeit. Räumlich konzentrierten sie sich auf die herrschaftlich und gerichtsrechtlich stark zersplitterten Gebiete des Alten Reiches. Dazu gehörten gleichfalls die kleineren geistlichen Herrschaften im Westen des Reichs (z.B. St. Maximin bei Trier) als auch die Fürstbistümer in Franken (z. B. Bamberg, Würzburg, Eichstätt) und die geistlichen Kurfürstentümer (Trier, Mainz, Köln). Auch in den peripheren Räume Frankreichs (zum Beispiel Navarra, Freigrafschaft Burgund), in Kantonen der Schweizer Eidgenossenschaft, in Teilen der Spanischen Niederlande (z.B. Luxemburg) sowie im Elsass kam es zu vermehrter Verfolgungstätigkeit.
In den peripheren europäischen Gebieten wie Italien, Spanien, Portugal, Irland, England und den skandinavischen Ländern fanden dagegen nur vergleichsweise wenige Hexenprozesse statt, Ausnahmen bildeten Schottland und Nordnorwegen. Selbst in den von schweren Hexenpaniken heimgesuchten Gebieten kam es nicht zu einer flächendeckenden Verfolgung, vielmehr entwickelten sich regional begrenzte Verfolgungsmilieus mit manchmal endemischen, manchmal sich aber auch epidemisch ausbreitenden Hexenjagden. Hexenprozesse wurden in ihrer überwiegenden Mehrzahl vor weltlichen Gerichten von Laienschöffen, -richtern und ausgebildeten Juristen geführt. Die frühneuzeitlichen Inquisitionen (Spanien, Portugal, Rom, Venedig) beschäftigten sich mit nur wenigen Hexereiverfahren.
Hohe und niedere Geistliche aller Konfessionen waren auf vielen Ebenen in die Verfahren verstrickt, als Ideologen und Dämonologen, als Denunzianten und Zeugen, als Beichtväter und Exorzisten, aber auch als Opfer (Hinrichtungen) und dezidierte Gegner der Hexenprozesse, wie z. B. der holländische Theologe Cornelius Loos, der Jesuit Friedrich Spee oder der reformierte Pfarrer Anton Prätorius.
Den Hexenverfolgungen sind mehrheitlich Frauen jedweden Alters zum Opfer gefallen, wenngleich es Gegenden gab, wo mehr Männer als Frauen hingerichtet wurden. Zu den Opfern gehörten Kinder und Jugendliche ebenso wie alte Menschen, wohlhabende Angehörige der Elite ebenso wie Bettler. Das Losbrechen von Hexenjagden konnte verschiedene, durchaus divergierende Gründe haben; in der internationalen seriösen Hexenforschung wird ein monokausaler Erklärungsansatz abgelehnt.
Die interdisziplinär angelegte sozial-, gender-, medien-, rechts-, wirtschafts- und religionshistorischen Beschäftigung mit Magie, Zauberei, Hexerei und Hexenverfolgung, angelegt zwischen Antike und Gegenwart, macht die vergangenen (und gegenwärtigen) Gesellschaften und Mentalitäten aus multiperpektivischer Sicht erkennbar. Wegen des großen öffentlichen Interesses hält die moderne Hexenforschung eine Schlüsselposition innerhalb der internationalen Geschichtswissenschaft.
Zur ersten Orientierung siehe das Themenportal „Hexenforschung“: https://archiv.historicum.net/themen/hexenforschung
Zu den Hexenverfolgungen in Stadt und Land Trier sowie Friedrich Spee im Kontext der europäischen Hexenjagden siehe folgende Aufsätze:
Rita Voltmer, Debating the Devil’s Clergy. Demonology and the Media in Dialogue with Trials (14th to 17th Century). Religions 2019, 10, 648. https://doi.org/10.3390/rel10120648
Rita Voltmer, Hexenverfolgungen (erstellt: Febr. 2017), in: WiReLex – Das Wissenschaftlich-Religionspädagogische Lexikon im Internet, URL: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/100155/
Michael Embach (Hg.), Zum Gedenken an die Opfer des Hexenwahns im Raum Trier anlässlich der Gedenkveranstaltung am 30. April 2014, Trier 2014. (pdf)
Rita Voltmer, hexentod. Hexereiverfahren im Hunsrücker Raum (16. und 17. Jahrhundert). Broschüre zur gleichnamigen Ausstellung, Kastellaun 2013. (pdf)
Rita Voltmer, Zwischen Herrschaftskrise, Wirtschaftsdepression und Jesuitenpropaganda. Hexenverfolgungen in der Stadt Trier (15.-17. Jahrhundert). In: Jahrbuch für westdeutsche Landesge-schichte 27, 2001, S. 37-107. (pdf).