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Die 1540 förmlich bestätigte, 1773 verbotene, 1814 neugegründete und danach in einigen europäischen Staaten wieder verbannte und verfolgte Gesellschaft Jesu gilt als eine besondere religiöse Gemeinschaft, hinter der die einen eine geheime, machtvolle, staatsunterwandernde Verschwörung vermut(et)en, während die anderen in ihren Vertretern die Verteidiger der katholischen Rechtgläubigkeit, die hochgelehrten, weltoffenen und toleranten Förderer von Bildung, Kunst, Literatur, Musik und Naturwissenschaften sahen (und sehen).

Beim Tode ihres Mitbegründers Ignatius von Loyola (1556) zählte die Gesellschaft etwa 1.000 Mitglieder sowohl in Europa (Portugal, Spanien, Deutsches Reich, Italien und Frankreich) als auch in Übersee (Brasilien, Japan, Indien, Mittelamerika, später auch China). Bis zu seiner ersten Aufhebung im Jahr 1773 hatte die Gesellschaft etwa 23.000 Mitglieder. Ursprünglich als reiner Priesterorden gedacht, sah sie ihre Hauptaufgabe in der Mission nicht-christlicher Völker, die Bekämpfung so genannten Aberglaubens und aller Arten von "Ketzereien", worunter sowohl reformatorische Bewegungen wie auch die Hexerei zählten, sowie die Unterweisung von Katholiken mithilfe von Seelsorge, Predigt und Volksmission. Schon der Weggefährte Loyolas, der Baske Franz Xavier (1619 selig, 1622/23 heiliggesprochen), hatte sich zur so genannten Heidenmission in Asien entschlossen und weite Reisen bis nach Japan unternommen. Jesuiten-Missionare wurden nach Indien, Japan (nur bis 1614), China und Amerika entsandt. Viele junge Männer traten dem Orden mit dem Wunsch bei, an diesen gefahrvollen Reisen teilzunehmen; dies war auch ursprünglich Spees Wunsch, der jedoch nicht in Erfüllung gehen sollte.

Schwerpunkte der Gesellschaft Jesu bildeten Priesterausbildung, Lehrtätigkeit an Schulen, Gymnasien und Universitäten, Volksmission und Laienkatechese streng nach den Vorgaben des Tridentinums. In Trier nahmen sie ihren gegenreformatorischen Kampf auf, nachdem 1559 der Reformationsversuch unter Caspar Olevian gescheitert war und Erzbischof Johann VI. sie angefordert hatte, um jedwedes erneute Aufkommen protestantischer Ideen im Keim zu ersticken.

Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, in den Spanischen Niederlande, im Herzogtum Lothringen oder im Elsass stand die Ordensarbeit im Dienst der Gegenreformation und trug zum Prozess der Konfessionalisierung bei. Hier engagierten sich Jesuiten auch im Umfeld von Hexenverfolgungen. Offiziell vertrat der Orden keine einheitliche Meinung in der Hexenfrage. Die europaweit geführte Hexendebatte wurde maßgeblich durch die Werke von Jesuiten wie Martin Delrio oder Adam Contzen auf Seiten der Verfolger sowie Adam Tanner, Paul Laymann oder Friedrich Spee auf Seiten der Gegner mitbeeinflusst.

Neben ihrer Tätigkeit als Beichtväter fungierten Jesuiten besonders als Exorzisten von Besessenen; dabei konnten Teufelsaustreibungen nicht selten Hexereiverfahren auslösen. Schon immer von Anfeindungen und Verdächtigungen betroffen, wurde der Jesuitenorden gerade von protestantischer Seite verteufelt. Gegner der Hexenverfolgung aus den Reihen der Jesuiten wurden von der Verfolgerpartei offen als vermeintliche Zauberer diffamiert. Darüber hinaus gerieten bei Verfolgungen in den fränkischen Hochstiften auch einige Jesuitenschüler in Hexereiverdacht und wurden hingerichtet.



Siehe hierzu auch:
Rita Voltmer, Debating the Devil’s Clergy. Demonology and the Media in Dialogue with Trials (14th to 17th Century). Religions 2019, 10, 648. https://doi.org/10.3390/rel10120648

Ignatius of Loyola militant

Ignatius von Loyola, der wichtigste Mitbegründer und Gestalter der Gesellschaft Jesu, als junger Offizier. Portrait aus dem 16. Jahrhundert. (Bildnachweis)


Petrus Canisius 1600

Petrus Canisius, einer der ersten deutschen Jesuiten und einflussreicher Vorkämpfer der Gegenreformation. (Bildnachweis)

 

general aquaviva

Claudio Acquaviva, Ordensgeneral der Jesuiten zur Zeit von Friedrich Spees Noviziat. Kupferstichportrait um 1615/16. (Bildnachweis)